Phospholipide
Ein in der Kosmetik-Industrie besonders häufig verwendeter Vertreter der Phospholipide ist Phosphatidylcholin, weil es dazu neigt, Strukturen auszubilden, die der natürlichen Doppelmembrane der Haut recht ähnlich sind. Diese Eigenschaft verstärkt den Schutzeffekt der Hautbarriere. Zugleich können Vitamine eingebaut werden, die in diesem Umfeld lange stabil bleiben. Damit kann zum Beispiel auch einer Verhornung bestimmter Hautpartien entgegengewirkt werden. Insofern sind diese Kosmetika durchaus als Alternative zum Peeling zu begreifen.
Phosphatidylcholin gilt als natürlicher Emulgator. Jede Creme besteht aus Wasser und Fett, genauer gesagt, aus kleinen Öltröpfchen, die gleichmäßig in dem Wasser verteilt sind. Damit sich das so homogen einregelt, müssen Emulgatoren verwendet werden. Diese sind aber nicht immer hautfreundlich, legen sich zum Teil wie ein abdichtender Film über die Haut. Dadurch kann die Creme ihre Wirkung gar nicht entfalten. Viel besser wirken daher Kosmetika auf der Grundlage Phosphatidylcholin. Hierbei werden die Öltröpfchen vom Wasser durch winzige Zellmembranen getrennt. Und genau diese kleinen Zellmembranen aus Phosphatidylcholin sind es, die die Fette beziehungsweise Feuchtigkeitsspender sowie die Vitamine tief in die Haut eintragen können.
Phosphatidylcholin steht für Langzeitwirkung
Diese Trägersubstanz penetriert sogar nachhaltig in die Hornschicht (oberste Hautschicht), wo kleine Depots mit den Wirkstoffen der Cremes wie Lipide, Feuchtigkeitsspender und Vitamine angelegt werden. Von dort aus gelangen die Stoffe dann in kleinen Portionen und über längere Zeitstrecken in die tieferen Schichten der Epidermis.
Als „Glow“ wird das natürliche Strahlen der Haut bezeichnet. Dieser wünschenswerte Effekt ist nur eine Folgerichtigkeit der hauterneuernden Wirkung des Phosphatidylcholins. Verantwortlich dafür ist sein Hauptbestandteil: die Linolsäure. Sie dringt in unseren Hauttalg ein, der dadurch geschmeidiger und im physikalischen Sinne beweglicher wird (Verringerung der Viskosität). Im Ergebnis werden dadurch Verhornungsstörungen an den Talgdrüsen beseitigt. Hautbereiche mit verstopften Poren werden immer kleiner. Es entsteht so ein Peeling-Effekt, der allerdings erst nach knapp vier Wochen richtig greift.
Charakterisierung der Phospholipide
Es handelt sich hierbei um eine Untergruppe der polaren Lipide, an die Phosphorsäureestergruppen chemisch gebunden sind, daher leitet sich auch der Name ab. Die Bausteine biologischer Membranen sind Glykolipide, Cholesterin und eben auch Phospholipide im Sinne der sogenannten Strukturlipide. Übrigens tragen Phospholipide auch ganz wesentlich zum Funktionieren der Nerven- und Gehirnzellen bei (unidirektionale Übertragung von Ladungen).
Für die Herstellung der Phospholipide dient schon lange Lecithin, das ist ein Gemisch aus Öl und Phospholipid. Als Quelle dafür nutze man früher Hühnereigelb, heute wird es fast ausschließlich aus Soja gewonnen.
Phosphatidylcholin und Liposomen
Phosphatidylcholin bildet in Gegenwart von Wasser spontan doppelschichtige Membranen aus. Dabei handelt es sich um organische Hohlkörper in den Dimensionen von Großmolekülen, die als Liposomen bezeichnet werden. Sichtbar machen kann man sie aber nur mithilfe eines Elektronenmikroskops.
In diesen winzigen Hohlkörpern lassen sich fast beliebig Wirkstoffe verkapseln und so durch Hautpenetration iin die Haut eintragen. Emulgatoren zerstören aber, je nach ihrer Konzentration, die empfindlichen Liposomen. Aus diesem Grunde kann Lecithin, das verschiedene emulgatorisch wirksame Komponenten enthält, kaum Membranen ausbilden.
Die Liposomen-Membranen sind aber gerade deshalb so wünschenswert, weil sie recht ähnlich aufgebaut sind wie die körpereigenen Barriereschichten der Haut. Durch die vermehrte Anhaftung der Liposomen, die vergleichbar ist mit dem Heilungsprozess, wird der gewünschte kosmetische Effekt schnell erzielt.
Essenzielle Stoffe
An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen beziehungsweise daran erinnern, dass die sogenannten „Leer-Liposome“ schon lange als sehr stark kosmetisch wirksame Stoffe bekannt sind. Der Grund dafür sind gleich zwei essenzielle Moleküle, die im Phosphatidylcholin der Membranen enthalten sind: Linolsäure und Cholin. Letzteres übernimmt wichtige Hautschutz-Funktionen, dazu gehört auch eine Prävention gegen die Hautalterung. Die Linolsäure wird zunehmend in das Ceramid I eingebaut mit der Folge, dass die natürliche Barrierefunktion der Haut deutlich verbessert wird.
Haut-Regeneration
Aus biochemischer Sicht hat Phosphatidylcholin einen positiven Einfluss auf den Ceramid-Stoffwechsel, weil dadurch Phosphocholine auf die Ceramide übertragen werden. Auf diese Weise wird die Bildung von Sphingomyelinen gefördert, die für lebende Zellen von großer Bedeutung sind. Es sind oft bestimmte chemische Ungleichgewichte in der Haut, die beispielsweise eine Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte) auslösen. Phosphatidylcholin zeigt auch in diesen Fällen immer eine ausgleichende Wirkung.
Nanopartikel
Erst durch den Einsatz der Hochdrucktechnologie auf Mischungen aus Fettstoffen und Liposomen ist es heute möglich, die winzigen Liposomen mit Fettstoffen anzureichern. Diese sogenannten Nanopartikel sind frei von den eher schädlichen Emulgatoren und dienen dem effizienten Transport fettlöslicher Vitamine unter die Haut, wobei dieser Prozess die Hautbarriere ohne jede Schädigung durchdringt.
Fazit: Phosphatidylcholin ist ein sehr gut verträglicher Anti-Aging-Stoff, der wichtige Wirkstoffe von Cremes ohne Notwendigkeit von Emulgatoren unter die Haut bringt. Es handelt sich daher um ein Basis-Vehikel für fast alle Kosmetika. Es stabilisiert die Rheinsche Membran und ist so indirekt ein sehr guter Schutzwirkstoff für den Hautschutz und Aufbau.