Phosphatidylcholin für die Hautpflege
Wer sich schon mal mit dem Thema Anti-Aging beschäftigt hat, dem fallen dazu sofort Vitamin C, Panthenol oder Retinol ein. Darüber hinaus gibt es aber auch noch viele weniger bekannte Wirkstoffe, die als Grundlagen für qualitativ sehr hochwertige Kosmetika verwendet werden können. Dazu zählen die Phospholipide und mit ihnen das Phosphatidylcholin. Was hat es mit diesem Stoff auf sich?
Das ist Phosphatidylcholin
Nicht jeder kann diese komplizierte chemische Bezeichnung aussprechen und deshalb hat man sich gern auf die Abkürzung „PtdCho“ geeinigt. Lecithin ist PtdCho in seiner natürlichen Form und ein sehr verbreitetes Glycerophospholipid. Abgeleitet ist das Wort Lecithin vom griechischen „lekithos“, das Eidotter bedeutet. Phospholipide setzen sich aus Phosphorsäure, Fettsäuren, Glycerinen und Cholin zusammen. Sie sind zum Beispiel in den Zellmembranen von Pflanzen und Tieren enthalten. Dagegen kommen sie kaum in Bakterien vor.
Membranen sind überlebenswichtige biologische Konstruktionen, weil sie oftmals einen einseitig gerichteten Stofftransport ermöglichen, in diesem Fall spricht man auch von semipermeabel. Auf diese Weise bieten sie effektiven Schutz gegen das Eindringen von Schadstoffen, können aber dennoch Stoffe von innen nach außen durchlassen. In der Elektronik spricht man bei ähnlichem Verhalten von Halbleitern. Alle einzelligen Lebewesen schützen sich durch eine solche Zellmembran. Vielzeller wie der Mensch besitzen zusätzlich noch eine stabile Außenhaut, deren äußere Hornschicht aber auch wie eine Membrane funktioniert. Für viele Kosmetika und Dermatika ist unsere Hornschicht in ihrer Funktionsweise ein Vorbild und deshalb spielt bei deren Herstellung und Zusammensetzung das PtdCho eine so große Rolle.
Ungesättigte Phosphatidylcholine (PC)
Der Begriff „ungesättigt“ bedeutet in der organischen Chemie, dass ein Molekül noch über freie Bindungsarme verfügt, die weitere Atome oder Molekülreste daran anbinden können. Ungesättigtes PtdCho wird meistens aus Soja-Lecithin gewonnen. Darin enthalten sind das für den Menschen sehr wichtige Cholin, die Omega-6-Fettsäuren, die vielen als Linolsäure bekannt sind, sowie in geringeren Mengen die essenzielle Alpha-Linolensäure (Omega-3-Fettsäuren).
Unser Körper braucht Linolsäure für die Synthese von Arachidonsäure. Ihre Metaboliten Leukotriene, Prostacyclin, Prostaglandine und Thromboxane sind für viele physiologische Funktionen zuständig. Deshalb ist Linolsäure so hochwirksam bei Hautunreinheiten wie zum Beispiel Akne. Trockene, schuppige Haut und in deren Folge Dermatose werden meistens auf einen Mangel an Linolsäure zurückgeführt. Essenzielle Fettsäuren werden schon lange in der Neurodermitis-Therapie erfolgreich eingesetzt. Auch die Akne vulgaris (ersten und zweiten Grades) wird mit PtdCho behandelt, das aus natürlichem Lecithin gewonnenen wird.
Gesättigte Phosphatidylcholine (PC-H)
Die Absättigung der freien Bindungsarme erfolgt in diesem Fall mit Fettsäuren wie Palmitinsäure oder Stearinsäure. Mit diesen schon relativ großen Molekülen kann vor allem unsere natürliche Hautbarriere stabilisiert werden. Daher ist PC-H als Hautschutz sehr gut geeignet.
Anwendung und Wirkung der Phosphatidylcholine in der Kosmetik
Jede Creme ist eine Emulsion aus Fetten und Wasser. PtdCho trägt maßgeblich dazu bei, dass die Vermischung (zur Emulsion) der beiden sehr unterschiedlichen Molekülarten überhaupt funktionieren kann. Daher stellt PtdCho die Basis einer Creme dar und wirkt auf diese Weise positiv auf unsere Haut ein:
- Es ist die Trägersubstanz für verschiedene Vitamine.
- Durch die Stärkung der Hautbarriere ergibt sich ein effizienter Hautschutz.
- Es befördert eine intensivere Hauterneuerung und stellt somit eine gute Alternative zum Peeling mit Fruchtsäure oder Vitamin A dar.
- Verhornungs- und Barrierestörungen werden deutlich abgemildert, in der Folge ergibt sich insgesamt ein feineres Hautbild.
- Durch die Verbesserung der Hautfeuchte erfolgt eine positive Konditionierung von Haut und Haar.
- PtdCho ist ein potenter Lieferant von Cholin- und Linolsäure.
Was sind Liposome und was bewirken sie?
Es ist die generelle Eigenschaft von PtdCho, im Kontakt mit Wasser spontan zellförmige Körper auszubilden, die als „Liposome“ bezeichnet werden. Dies geschieht übrigens auch unter Laborbedingungen, der Vorgang kann mit einem hochauflösenden Elektronenmikroskop gut nachverfolgt werden. In der Dermatologie und in der Kosmetik spielen die Liposome eine wichtige Rolle, da sie, ganz ähnlich wie unsere Haut, durch ihre Membranstrukturen Barriere-Eigenschaften aufweisen. So lässt sich die Barriereschicht unserer Haut in ihrer Funktion durch die relativ einfache Integration dieser winzigen Membranen schnell verbessern.
Bei diesem Prozess werden der Haut Cholin und essenzielle Fettsäuren zugeführt, wobei die Linolsäure zusätzlich die Neubildung von Ceramid I fördert. So können zum Beispiel die leichteren Formen der Akne mit gutem Erfolg behandelt werden. Da die Liposome bei genauerer Betrachtung kleine Hohlkugeln (Vesikel) sind, die aus einer oder auch mehreren Phosphatidylcholin-Lipid-Doppelschichten aufgebaut sind, können darin weitere kosmetische Wirkstoffe eingekapselt und so in tiefere Hautschichten transportiert werden.
Je nach Herstellungsprozess haben die Liposome Durchmesser zwischen 100 und 300 Nanometer. Die Membranen der Liposomen können durch oberflächenaktive Stoffe wie Tenside (Seifen) oder Emulgatoren in kosmetischen Cremes zerstört werden. Aus diesem Grunde ist es in der Anwendung eher kontraproduktiv, Liposom haltige Produkte mit konventionellen, Emulgator haltigen Cremes zu kombinieren. Liposome können lokal oder großflächig als Seren angewendet und mit einer Basiscreme anschließend versorgt werden. So lassen sich durch die gezielte Kombination verschiedener Kosmetikprodukte aus der Membranfamilie ganz unterschiedliche Hauttypen behandeln. Diesbezüglich gibt es heute umfangreiche Rezeptursammlungen, die auch häufig in der Dermatologie zur Anwendung kommen. Auf der Grundlage einer überschaubaren Zahl geeigneter Produkte wurde sozusagen ein „Baukastensystem“ entwickelt, dass es den Instituten ermöglicht, die Hautbehandlung individuell und zugleich optimal einzuregeln.
Die Funktionsweise der Liposome
Die Liposome aus Phosphatidylcholin werden direkt in die Barriereschichten der Haut eingebaut und können dort auch die gegebenenfalls eingekapselten Wirkstoffe (langsam) entladen, sodass hierbei sogar ein Retard-Effekt ausgenutzt werden kann. Vorübergehend wird dabei der transepidermale Wasserverlust (TEWL) etwas erhöht, wodurch sich die Hautfeuchte kurzfristig etwas erniedrigt. Die langfristige Bilanz hinsichtlich der Feuchtigkeit der Haut ist allerdings positiv, da die Ceramid-I-Bildung durch die enthaltene Linolsäure befördert wird. Diese ganzen Anfordungen an eine gute Kosmetik erfüllt die Serie dermaviduals®. Die Haut muss daher nach einer Anwendung mit Liposome oder Nanopartikel gleich mit einer Basiscreme versorgt werden.
Mithilfe von Hochdruckhomogenisatoren und dem Einsatz von Ölen kann erreicht werden, dass im Inneren der winzigen Bläschen fettlösliche Wirkstoffe wie die Vitamine A und E, Nachtkerzenöl oder z.B. Kiwikernöl eingekapselt werden. In diesen Fällen spricht man von Nanopartikel-Dispersionen. Sie zeichnen sich durch eine eher wässrige Konsistenz aus, die sehr einfach wie Lotionen anzuwenden sind, aber völlig frei von „spreitenden“ Substanzen (Kriechöle) einen außerordentlich hohen Fettungsgrad erreichen können. Die fettenden Komponenten ziehen dabei in die Barriereschichten der Haut ein. Derartige Lotionen auf Nanopartikelbasis eignen sich sehr gut für sensible Haut, weil sie mit extrem wenigen Hilfsstoffen hergestellt werden können. Auch nach der Anwendung von Nano-Dispersionen sollte gleich eine Basiscreme angewendet werden.